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Berlin 7 - 9. August 1998
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s 7. August
Das Wetter war schön, als wir um 14.08 in Høje Tåstrup bei Copenhagen in den Hamburg-Expreß einstiegen. Da unsere Reisen ja normalerweise aus Århus ausgehen, war dies auch für mich ein neues Erlebnis. Mit nur sehr wenigen Stops unterwegs fuhren wir schnell durch Seeland, Falster und Lolland, und fast im Handumdrehen rollte der Zug an Bord die Fähre in Rødby. Kaum hatte die Fähre vom Lande abgestoßen, dann waren Milloup und ich auf dem Wege nach oben zu den Salons der Fähre. Erstens wollte ich Zollfreies kaufen (bevor diese kleine Vergnügungen verboten werden), und zweitens möchten sowohl Hund wie Frauchen die Gelegenheit nutzen um die Beine zu strecken.

Glücklicherweise ist Milloup einen tollen und bequemen Reisekammerad, und er hatte sich auch bereits sogar sehr populär gemacht bei unseren Nachbaren im Zug, ein älteres Geschwisterpaar, und da diese ihr Butterbrotpaket mit ihm geteilt hatten, war die Popularität absolut gegenseitig. Unter gemütliches Plaudern setzte die Reise über Fehmarn und weiter durch Oldenburg fort, und um 18.15 rollte der Zug planmäßig an den Bahnsteig in Hamburg Hauptbahnhof ein. Wir nahmen von unseren neuen Freunden abschied und schlugen den Weg zum Ausgang ein, damit Milloup das Notwendige erledigen konnte, bevor der Zug nach Berlin um 19.05 abfuhr.

Als wir in dem neuen Zug gut angebracht worden waren, öffnete ich das letzte Butterbrotpaket, und Milloup zeigte sofort reine Hilfsbereitschaft. Bei diesen Gelegenheiten bekommt er immer einen ganz besonderen Blick in den Augen, den ich almählich zu deuten gelernt habe. "Sollte ich dir nicht lieber beim Kauen helfen?", bedeutet es. Also machten wir in kammeradschaftlicher Gemeinschaft das Paket fertig, während die Dunkelheit hereinbrach, und der Zug in der ehemaligen DDR rollte.

Als wir um halb zehn endlich den Bahnhof Berlin Zoo erreichten, waren wir beide recht müde. Deshalb war es auch sehr schön, daß wir im Bahnhof von Herrn Reiner Schwartz, der Vorsitzenden unserer Berliner Gruppe, begrüst und den letzten stück Weg zu unserem gemieteten Zimmer gebracht wurden. Die Fahrt ging durch die Vorstädte Berlins und weiter durch ein großes Waldgebiet, wo der DTK Berlin vor den Fall der Mauer alle seine Schweißprüfungen durchfürte, erzälte mir Herrn Schwartz. Hier hatten wir auch das Erlebnis, daß plötzlich am Straßenrand ein Fuchs stand und nach dem Auto schaute. Auf der anderen Seite des Waldes überquerten wir einen Kanal, der früher die Grenze zwischen Ost und West ausmachte, und bald waren wir am Ziel.

Schönwalde Dorf befindet sich in der ehemaligen DDR, und unsere Zimmerwirtin, Frau Wenzel, hat ein einziges Zimmer, das sie vermietet. Dies war alles, was ich darüber im voraus wußte, wo wir übernachten würden, und da der Preis für das Zimmer nur 30 Mark pro Nacht betrug, hätte ich ein wenig von allem erwartet.

Doch, meine ein bißchen negative Erwartungen müßte ich umgehend gründlich revidieren, als wir in unsere Ferienwohnung hineintraten - und es war eine ganze Wohnung. Ein Hinterhaus war vor kurzem sorgfaltig renoviert und in eine wohnliche Ferienwohnung für drei Personen gewandelt worden. Durch einen netten Garten mit Lampen, die sich von selber einschalteten, sobald jemand sich im Garten bewegte, erreichten wir die Wohnung und traten in ein kleines Wohnzimmer mit Sofa, Sessel, Tisch und Fernsehapparat hinein. Rechts war das Badezimmer, alles in grün/weiß, und links das Schlafzimmer mit drei Betten, die alle gemacht waren. Dann konnten wir selber wählen, sagte die nette Frau. Von dem Patio ausserhalb die Wohnung erreichte man die wohleingerichtete Küche, die sich auf der anderen Seite des Badezimmers befand. Diese Küche gehörte auch zu der Domäne. Für den Preis also wirklich preiswert.

Herr Schwartz, der sich galant um das Gepäck gekümmert hatte, und Frau Wenzel wünschten uns gute Nacht und zogen sich zurück, Herr Schwartz mit dem Versprechen, daß er uns um 12 Uhr am folgenden Tag abholen würde. Der ganze Garten war umzäunt, und Milloup dürfte dort frei herumlaufen, hatte Frau Wenzel gesagt. Außerdem gab es ein großes Feld direkt außerhalb des Gartens, da das Haus von Frau Wenzel das letzte auf der kleinen Nebenstraße war. Recht schnell verliessen wir wieder unsere Wohnung um einen ersten Blick auf die Umgebungen zu werfen - insofern dies in sich der Dunkelheit machen ließ.

Als Milloup ein bißchen herumgeschnüffelt und das Notwendige besorgt hatte, zogen wir uns zur Residenz zurück um uns auszuruhen nach den Strapazen der Reise.

8. August
Samstag Morgen brach mit herrlichem Sonnenschein an, und wir hatten jetzt die Gelegenheit uns die Umgebungen beim Licht des Tages anzuschauen. Das Feld hinter dem Garten war riesengroß, und Milloup konnte dort frei herumtummeln ohne von Autos oder anderes gefährdet zu werden. Am Feldrand wurden einige neuen Reihenhäusern erbaut, also bahnte sich die Entwicklung auch an Schönwalde Dorf an.

Auf dem Rückweg trafen wir Frau Wenzel, die mir anbot wir konnten mit ihr im Auto fahren, da sie sowieso in "die Siedlung" wollte. Dann konnten wir ja zum Dorf zurückspazieren. Dankbar nahm ich das Angebot entgegen, und bald saßen wir im Auto. Unterwegs erzälte mir Frau Wenzel von den alten DDR-Zeiten, wo die Grenze zwischen Ost und West sich nahezu ausserhalb ihres Gartens befand. Schönwalde Dorf gehörte zur ehemaligen DDR, Schönwalde Siedlung zur ehemaligen BRD, und die Grenze lag am Kanal, der mir Herr Schwartz am Abend zuvor gezeigt hatte. Ich fragte interessiert, denn für mich, die daran gewöhnt bin, daß ich nach Wünsch gehen und kommen kann, war es schwierig mir vorzustellen wie es gewesen wäre, eine dicht geschlossene Grenze nur etwa 1 Kilometer vor der Tür gehabt zu haben. "Und damals war es ja Verdachtserregend sich der Grenze überhaupt zu nähern", erzählte Frau Wenzel.

s Wir wurden im Dorfzentrum bei den Läden abgesetzt, und nach ein Paar Einkäufen verließen wir wieder die Siedlung und spazierten nach Schönwalde Dorf zurück. Der erste Teil des Spaziergangs wanderten wir kleine schattige Pflasterwege entlang, aber als wir die alte Grenze überquert hatten, befanden wir uns in der offenen Landschaft. Es war sehr heiß, und sobald wir bei uns in der Ferienwohnung zuhause waren, warfen wir uns in den Schatten um uns auszuruhen.Milloup an der alten Grenze
s Um 12 Uhr traf Herr Schwartz ein, und wir fuhren jetzt weiter in der ehemaligen DDR hinein. Der Klubplatz des DTK Berlin liegt in Bötzow, wo der Klub 5 Jahren zuvor ein nacktes Feld pachtete und sich ein herrliches Gebiet für Hunde und Hundefreunde einrichtete. Der ganze Klubplatz ist umzaunt und der Eingang ist mit "Teckel-Schleuse" (Dobbel-Pforte) versehen, damit die Teckel loslaufen können ohne daß sie weglaufen. Das einzige was es dort wirklich fehlt sind Bäume und damit Schatten, aber dies wird sich mit der Zeit bessern. Denn die Bäume sind bereits da, sind aber noch nicht genügend herangewachsen, um ordentlich Schatten zu bieten - was ja auch innerhalb von nur 5 Jahren nicht möglich gewesen ist.

Als wir dort ankamen, hatte der Sommerfest noch nicht begonnen, aber eine Gruppe energischer Mithelfer waren damit beschäftigt, Tische und Bänke aufzustellen und abzuwaschen, Sonnenschirme aufzustellen, Kaffee und Tee zu machen u.s.w., u.s.w. Milloup konnte frei herumlaufen und sich mit den anderen anwesenden Teckeln bekannt machen, während ich mich als Mithelfer beim Abwasch anbot.

s Spielen mit neuen FreundenNoch waren nicht viele Hunde da, und die meisten waren Hündinnen, aber ein einzelner Rüde müßte unbedingt scharf angestarrt und ein Paar "Artigkeiten" mit ihm ausgewechselt werden. Da die beiden potentielle Kontrahenten aber bald klar wurde, daß sie eher ebenbürdig waren, entschlossen sie sich statdessen, sich gegenseitig vollständig zu ignorieren, ein Beschluß, an den sie sich den ganzen Tag hielten.
s Als wir an 15 Uhr heranrückten, kamen mehr und mehr Leute und Teckel, und viele mochten "das Mitglied aus Dänemark" begrüßen. Ich war ein bißchen unsicher gewesen, ob der Milloup die Erlaubniß verwalten konnte, unter so viele anderen Hunden loslaufen zu können, aber es lief über alles Erwarten gut. Tatsächlich erlebte ich zu meiner grossen Überraschung während des Tages nicht eine einzige Hundeschlägerei, aber dies hängt vielleicht eben damit zusammen, daß die meisten frei herumlaufen dürften - potentielle Kampfhähne mußten sich nicht aus dem Wege gehen, und da alle fast dieselbe Größe waren, bestand auch nicht die Möglichkeit, daß ein einziger Hund sich als "Super-Boss" niederließe und mit den anderen herumdirigierte.
s Bevor der Hochbetrieb anfing hätte ich die Gelegenheit gehabt, mehrere Mitglieder unserer eigenen Gruppe, die Gruppe X, zu treffen. Später traf ich so viele nette Leute, daß ich mich heute leider nur noch an wenigen Namen erinnere. Aber sowohl Milloup als auch ich fühlten uns sehr wohl unter ihnen. Mitglieder der Gruppe Berlin X
s Schatten, endlich SchattenWenn ich mich hinsetzte um mit jemanden zu reden, sackte ein dankbarer Milloup im Schatten unter dem Bank zusammen und blieb mit heraushängender Zunge dort liegen bis ich mich wieder bewegte. Dann meinte er, daß er mich trotzdem lieber im Auge behalten dürfte, damit ich mich nicht verliere.
s Um 15 Uhr fing der Fest mit einer Grußansprache an, und dann ging es Schlag auf Schlag mit Bläsergruppe, Teckel-Rennen, Teckel-Quadrille (Gehorsamkeits-Vorführung mit musikalischer Begleitung) und viel mehr. Die Bar war offen, und dort wurden allerlei Getränke verkauft, sowie Kuchen und andere nette Sachen für innerlichen Gebrauch. Die Hitze der Sonne war sicherlich der Grund dafür, daß der Durst überaus groß wurde, und plötzlich waren alle Sodas weg. Also müßte ein Helfer in die Stadt geschickt werden um das Auto mit neuen Reserven zu füllen.Grußansprache
s Später am Nachmittag wurde der Grill aufgebaut, und mehrere Helfer brateten geduldig in der dobbelten Hitze von Sonne und Grill. Kotellets und Würstschen, lautete das Menü, und dazu Kartoffelsalat und andere Salate. Hier konnte man sich für Kleingeld richtig satt essen, und Milloup machte es sich mit allerlei Kostproben gemütlich.
s Milloup schaut sich die Teckel-Quadrille anAls die Teckel-Quadrille unter Teilnahme von etwa 10 Teckeln und 2 Leonbergern vorgeführt wurde, saß Milloup an der Seitenlinie und überwachte, daß alles richtig vor sich ging. Diese Teckel-Quadrille beeindruckte mir zutiefst, denn sie zeigten sowohl Leinenführigkeit als auch Steh-Übungen, Ablegung u.s.w. und es geht ja nicht nur um einen einzelnen Hund, sondern um die ganze Gruppe auf einmal. Sicherlich liegt sogar sehr viel Training dahinter, bevor alles bei einer solchen Vorführung klappt.
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Danke an Iris Koehler, Zwinger Bispingdorpe, für die Korrekturen
Aktualisiert am 12-8-03

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