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Berlin 2 - 4. Juli 1999

2. Teil
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s 3. Juli - Fortsetzung
Weiter ging die Fährte, über einen Pfad und in ein dichter bewachsenes Gebiet hinein. Hier fand Milloup einen Baum, wo auch ich, die sonst nichts über Sauen weiß, sehen konnte, daß wohl hier einige davon gewesen waren. Eine Fläche im Durchmesser von etwa 1 Meter war vollständig umgegraben worden, und Milloup konnte sich überhaupt nicht von dieser spannenden Stelle losreissen. Der Richter beschloß, daß wir jetzt die Prüfung abbrechen würden, damit die andere Teilnehmer auch ihren Chancen haben konnten, bevor es zu heiß wurde. Wir waren 1 Stunde und 20 Minuten unterwegs gewesen.
s Ein gut bedeckter Tisch mitten im WaldMeine jetzt lauwarme Cola, die die ganze Zeit mit herumgeschleppt worden war, wurde mir überreicht. Auf dem Rückweg zeigte mir der Richter auf einer Zeichnung, wie Milloup im Verhältnis zur Fährte gegangen war. Außerdem erzählte er, daß Milloup ein Teil der Zeit ganz fährtegenau auf den Fußabdrucken der Saugen gegangen war, und daß er jede Fußabdruck deutlich markiert hatte. Also weiß ich jetzt, daß er eine Sauenfährte verfolgen kann, aber das war ja nicht genau das, was wir an diesem Tag hätte beweisen müssen..
s Auf der anderen Seite der Straße stand bereits das nächste Gespann, und Milloup und ich setzten fort die Straße entlang zum "2. Parkplatz links". Dort stand Herr Schwartz eifrig die Straße entlangspähend. Bereits von weitem machte ich "Thump down", um ihn mitzuteilen, daß da überhaupt nichts zu feiern war. Er hatte es ansonsten für ein gutes Zeichen genommen, daß wir so lange unterwegs gewesen waren.

Aber jetzt war es jedenfalls überstanden. Milloup erhielt den Inhalt seiner Tüte, was ja üblicherweise am Stück stattfindet, nahm sich einen guten Schluck Wasser und wurde in den Transportkasten eingesetzt, um sich ein bißchen auszuruhen. Ich setzte mich in das Auto Herr Ruttkowskis, um eine Zigarette zu geniessen. Im Wald selber gab es nämlich strengstes Rauchverbot, wegen der Gefahr der Waldbrände. Nachher wurde Milloup wieder aus den Kasten gelassen, und wir machten einen guten Spaziergang den Waldweg entlang. Vom Waldweg machten wir einen kleinen Abstecher in den Wald hinein, und dabei gelang es uns tatsächlich, ein Paar der nach Meinung Milloups so sehr interessanten Sauen zu erblicken. Sie warteten zwar nicht, um uns zu grüßen, verschwanden in aller Eile in der anderen Richtung. Leider hatte ich die Kamera nicht dabei..

s Als wir zum Treffpunkt zurückkamen, standen die Richtergruppe um den Tisch mit dem Essen herum und machten Kaffe- und Speisepause. Dies wunderte mich ein bißchen, da zu dem Zeitpunkt höchstens 25 Minuten verlaufen waren, seitdem unserer Prüfung abgebrochen wurde. Es war aber so. Startnummer 2 hatte dieselbe Meinung wie Milloup über die Sauen - und ein viel direkter Art, es auszudrücken. Also hatte sie einen schnellen 14 minütigen Waldspaziergang mit der Nase hoch genommen, und das war ihre Schweißprüfung.Milloup ruht sich aus
s Nächster Starter auf der Fährte war Herr Ruttkowskis Unkas. Unkas dachte offensichtlich auch, daß die Sauen entzückend dufteten. Er kehrte nach 20 Minuten auf der Fährte zurück. Nach und nach kam mein Appetit zurück, und ich steuerte der Speisebude entgegen. Ich hatte längst mein Augenmark auf ein lecker aussehendes Stück Chokoladetorte gerichtet, aber erst mußte festere Nahrung her. Außerdem würde Milloup sicherlich auch gerne ein bißchen extra zu essen haben. Deshalb kaufte ich zuerst einen Wurst mit Kartoffelsalat, und Milloup und ich teilten uns in aller Verträglichkeit die gute Sachen. Als ich später zurück kam, um die Nachspeise abzuholen, hatten andere die Chokoladetorte ganz vernichtet, also kriegte ich trotzdem kein Stück davon.

Die letzte Hoffnung auf einer Prämierung war eine kleine Langhaarteckel Hündin, und als die Prüfungszeit sich über die halbe Stunde schlich, stieg auch die Hoffnung, das zumindest ein Hund die Prüfung schaffen würde. Es geling ihr aber nicht. Nach 40 Minuten auf der Fährte mußte auch dieses Gespann aufgeben, das Stück zu erreichen. Es war noch nicht zwölf Uhr, als alle Gespanne fertigbeurteilt waren, und die Richter hatten auch nicht viel zu diskutieren - es wurden 4 runde Nulls vergeben, und was Milloup betrifft war es die erste in seiner Karriere. Dann blies die Blasergruppe wieder ein Stück, und damit war die Schweißprüfung zu Ende.

s Mit der Fähre über TegelseeIm Laufe des Vormittags war auch Frau Ruttkowski zum Prüfungsort gekommen, aber dies wurde mir erst klar, als wir nach Hause fuhren. Bevor wir abfuhren, versprach Herr Schwartz, daß er uns am nächsten Morgen um 9 Uhr abholen würde. Dann würde er uns die Berliner Innenstadt zeigen, bevor wir Sonntag um halb zwei wieder nach Dänemark abreisten. Wir winkten den Zurückbleibenden nach und fuhren Richtung Tegelsee, wo wir mit einer kleinen Fähre den See übersetzt wurden, eine Fahrt, die etwa 3 Minuten dauerte.
s Auf diese Weise ging die Rückfahrt viel schneller als die Hinfahrt, und wir waren bei uns in Schönwalde bereits gegen 2 Uhr zurück. Hier nahmen wir von Herrn und Frau Ruttkowski Abschied und eilten in den Garten, wo Milloup ein halbes Liter Wasser einnahm, wonach er er sich vor Hitze stönend so lang er war in den Schatten warf. Ich holte mir was zu lesen und was zu trinken, dann nahm ich mir sein Beispiel an.

Später im Nachmittag tauchte Frau Wenzel auf, um zu fragen, ob ich die Lust hatte, mir ihr im Vorgarten eine Tasse Tee zu trinken. Das mochte ich gerne. Milloup wachte von seinem tiefen Schlaf auf und fing energisch an diesen neuen Teil des Gartens durchzustöbern, während Frau Wenzel und ich Kuchen aßen und gemütlich plauderten. Doch wurde ihm bald klar, daß es zu heiß war, um sich sehr viel zu bewegen, also legte er sich im Schatten unter dem Tisch und schlümmerte bald wieder friedlich.

s Nach einer Stunde gemütlichem Plaudern zogen wir uns wieder zu unserem Gästehaus zurück. Milloup hatte überhaupt keine Lust, Gassi zu gehen, es war einfach zu warm. Ich versuchte es um 6 Uhr, aber wir kamen nur 2 Häuser weg, dann wollte er wieder zurück in den Schatten. Erst um 10 Uhr gelang es mir, ihn wieder mit nach draussen zu locken, aber auch dann kamen wir nur halbweg die Straße entlang, dann hatte Milloup gesehen, was er sehen mochte, und verlangte wieder nach Hause zu kommen.
Es war einfach zu warm, um überhaupt was zu unternehmen.
Eßzeit
s 4. Juli
Um Punkt 9 Uhr stand Herr Schwartz wie versprochen vor der Tür. Unsere Habseligkeiten waren bereits in den Rucksack gepackt worden, und wir waren bereit, uns von Frau Wenzel zu verabschieden. Dann schlugen wir den Weg zur Berliner Innenstadt ein. Wir fuhren hauptsächlich Richtung Ost und Süd und erreichten die Stadtmitte durch das alte Ostberlin, u.a. passierten wir Alexanderplatz und fuhren durch Unter den Linden. Von dort fuhren wir durch das Brandenburger Tor und parkten auf der Nordseite des Tiergartens.
s Milloup vor dem neuen ParlamentVon dort spazierten wir zurück zum Brandenburger Tor und durchquerten es. Auf der ehemalige Ostseite sahen wir das Hotel Adlon, das nach dem Fall der Mauer renoviert worden ist, und jetzt wieder das teuerste Hotel Berlins ist. Auf dem Rückweg durch das Brandenburger Tor kam Milloup zum stehen, um das Bein zu heben, er mußte unbedingt seine Marke auf der Stelle hinterlassen..

Zurück auf der Westseite spazierten wir zum fast fertigrenovierten Parlamentsgebäude, um es von draussen zu betrachten. Es war sonst möglich, nach oben zu kommen und unter der Kuppel herumzugehen, aber nur ohne Hund, also kam dies für uns nicht in Frage.

Stattdessen überquerten wir eine Ecke des Parks und kamen auf die Ebert Straße, dort wo früher die Mauer stand, und spazierten Richtung Potsdamer Platz mit dem Tiergarten auf unserer rechte Seite.

s Da es auf dieser Strecke fast keinen Schatten gab, wurde Milloups Zunge länger und länger, und er ging langsamer und langsamer. Im Zuge des Vormittags wurde es nämlich heißer und heißer, und es sah so aus, als würde der Sonntag genau so warm werden wie der Samstag. Am Potsdamer Platz zeigte mir Herr Schwartz die verschiedene Neubauten im Gebiet, das früher zum Niemandsland gehörte. Er zeigte mir, wie zwei große Unternehmen um die Ehre gekämpft hatten, das höchste Hochhaus zu haben - sie hatten einfach je einige Stockwerke mehr draufgeknallt, als ihnen klar wurde, daß das Haus des Gegners das höhere war.

Auf der jenseitigen Straßenecke lag ein großes, rotes Gebäude mit einer Ausstellung über die Entwicklung des Gebiets. Wir kletterten das Gebäude hoch, aber es wurde ein kurzer Besuch, denn Milloup durfte nicht mit hinein, und der Eingangsbalkon des Gebäude hatte einen Gitterboden, eine Unterlage, die Milloup verabscheut. Also beschränkte ich meinen Besuch und bald war ich wieder draussen bei Herrn Schwartz und Milloup. Als wir nachher die Straße überquerten, kamen wir an eine Stelle, wo unten energisch auf dem U-Bahnhof Potsdamer Platz gearbeitet wird. Dort mußten wir eine Holzbrücke überqueren, und dies paßte auch nicht dem Milloup - er wollte getragen werden.

Wir spazierten kreuz und quer durch das Gebiet süd-westlich vom Potsdamer Platz und kamen zu einem großen Einkaufszentrum. Natürlich waren die meisten Läden zu, aber im ersten Stockwerk gab es eine Kaffee- und Eisbar, die offen war, und hier setzten wir uns, um die Füße zu rasten und was zu trinken zu haben. Ich bat den Kellner um ein bißchen Wasser für Milloup, und es wurde in einem großen Eisbecher serviert. Milloup machte sich eifrig über das Wasser her, und es blieben nicht viele Tropfen übrig, als er fertig war.

s Nach und nach war es richtig warm geworden, also nahmen wir den Kurs auf das Auto. Auf dem Rückweg durchquerten wir den Tiergarten, wo mehr Schatten vorhanden war, und dies wußte Milloup zu schätzen.. Auf dem Weg zum Bahnhof machte Herr Schwartz einen Umweg, um mir auch andere Sehenswürdigkeiten Berlins zu zeigen. Auf diese Weise passierten wir sowohl die Siegessäule als auch Schloß Bellevue, wo der Bundespräsidenten wohnt, Kongreßhalle, Carillon, Gedächtniskirche und den Zoologischen Garten.Milloup am Tiergarten
s Die Fahrt endete am Berlin Bahnhof Zoo, wo wir uns von Herrn Schwartz verabschiedeten. Er fuhr nach Hause, um den Rest des Wochenenden zu geniessen, und wir steuerten gegen die Bahnhofshalle. Zuerst fanden wir doch eine kleine Bude, wo man Colas ein bißchen preiswerter als im Zug kaufen konnte.

Um halb zwei verließ der Zug den Bahnhof, und wir fanden leicht unseren Sitz. Glücklicherweise gab es auch reichlich Platz für den Reisekasten Milloups, es ergab sich aber bald, daß die Nachteile trotzdem in der Überzahl waren. Es war knallig heiß im Wagen, und die Fenster ließen sich nicht öffnen. Schilder verkündeten, daß die Klimaanlage des IC-Zuges nicht funktionierte, wenn die Fenster offen waren. Bedauerlicherweise funktionierte die Klimaanlage sowieso nicht, und das Resultat war, daß wir bei 35 Grad feuchter Bullenhitze saßen.

Milloup legte sich bald flach auf der Seite auf dem Boden und stöhnte vor Hitze. Sein Brustkorb hob und senkte sich mit beunruhigender Hast, und Wasser mochte er überhaupt nicht haben. Ich überredete eine Zugbegleiterin dazu, das kleine Fenster auf der Toilette zu öffnen, damit ich ihn mindestens hochheben konnte, um ihn ein bißchen frische Luft zu erlauben. Nach einer Weile wurde mir klar, daß das schlimmste Problem eigentlich nur unseren Wagen betraf. Eine schnelle Erkundigung ergab, daß es im nächsten Wagen, wo die Temperatur "nur" etwa 25-27 Grad betrug, einen freien Sitz gab. Wir wechselten umgehend den Platz und schafften den Rest der Reise nach Hamburg in einigermassen guter Verfassung.

Hamburg um vier Uhr war auch brennend warm also beschränkten wir unseren Spaziergang auf ein Minimum und zogen uns zum Schatten der Bahnhofshalle zurück, um den Zug nach Dänemark abzuwarten. Im Vergleich zum Intercity Zug aus Berlin war es wunderbar in diesen IR-Zug zu steigen. Hier ließen die Fenster sich nämlich öffnen - und sie wurden geöffnet! Zwar war es noch Hitzewelle, aber jetzt kriegten wir jedenfalls frische Luft, die um uns herum zirkulierte und verhinderte, daß wir ganz zu den Sitzen verklebten. Nach und nach entdeckte Milloup auch wieder seinen Appetit, insbesonderes als unsere Nachbaren, zwei Ehepaaren aus Fyn, ihre Butterbrotpakete auspackten, um ihren Abendessen zu essen.

Ein Viertel vor sieben rollte der Zug in den Bahnhof Padborgs hinein. Die 14 Minuten Aufenthalt wurden für einen Spaziergang das Gleis entlang und ein lautes Gezanke mit einem Artgenossen männlichen Geschlechtes verwendet. Nachdem wir auf diese Weise Padborg und Umgebung auf unsere Anwesenheit aufmerksam gemacht hatten, zogen wir uns in aller Ruhe zum Zug zurück und rollten weiter nordwärts durch Jylland. Als wir so um halb neun Fredericia erreichten, war die Temperatur eher erträglich geworden - auch ohne zirkulierende Luft, aber noch bei der Ankunft in Århus kurz vor 10 war es noch möglich sich ohne Jacke warmzuhalten. Was für eine Hitzereise!

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Berliner Reisetagebuch 1999, 1. Teil knap

Reisetagebuch knap

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Danke an Iris Koehler, Zwinger Bispingdorpe, für die Korrekturen

Aktualisiert am 12-8-03

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