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26. Mai Bisher sind wir immer mit dem Zug gefahren, wenn wir nach Kopenhagen reisten, aber aus einem Anruf an den Bahn ergab sich, daß die Preise um recht viel gestiegen waren, seitdem wir zum letzten Mal in Kopenhagen waren. Tatsächlich kostet eine Rückfahrkarte Århus - Kopenhagen jetzt fast dkr 500, und dies fand ich zu viel. Deshalb rief ich bei der Busfirma Abildskou an, und sie waren dazu bereit, uns nach Kopenhagen und zurück zu bringen für nur dkr 400, und das sogar direkt nach Valby U-Bahnhof, nur 500 Meter von der Tür Per und Akemis entfernt. Da mir dann klar wurde, daß die Fahrt mit Abildschou auch schneller ist, als die mit dem DSB, brauchte ich keine Zeit zum Überlegen mehr, der Hund mußte sich bei dieser Gelegenheit mit dem Bus transportieren lassen. Der Bus verließ den Omnibusbahnhof in Århus um 14.45 Uhr, und kurz danach rollte er an Bord der Fähre - es war sogar die Fähre, die das blaue Band des Atlantiks gewonnen hatte, proklamierte ein Schild auf der Fähre. Kaum stand der Bus am Autodeck still, dann wimmelten die Fahrgäste die Treppe zum Salon hinab, und dort entdeckten wir, daß Milloup nicht der einzige vierbeinige Fahrgast war. In der Schlange zur Cafeteria landeten wir hinter einem rauhhaarigen Teckel-Rüden, und da die zwei "Herzogen" mit einander nicht ganz zufrieden waren, mußten wir gut Abstand halten, während wir darauf warteten, daß wir an der Reihe waren. Mit einem Teller Wurst und Brot in der einen Hand und einem eifrig ziehenden Milloup in der anderen, balancierte ich in der Cafeteria herum, bis wir einen freien Tisch fanden. Aber von dem Augenblick an, als ich anfing die Wurst zu essen, hatte ich Milloups ungeteilte Aufmerksamkeit. Selbst ein spielsüchtiger Welpe am Nebentisch weckte überhaupt keine Interesse in ihm, während da Essen vorhanden war. Wir teilten uns die Wurst und das Brot, und dann saßen wir geduldig herum und warteten ab, daß die Fähre in den Hafen einlaufen würde, damit die Reise weitergehen konnte. Als wir wieder in den Bus zurück konnten, rollte Milloup sich auf meiner Jacke auf dem Sitz nebenan zusammen, und dann schlummerte er mit der Selbstverständlichkeit des reisegewohnten Hundes ein - in Bussen passiert sowieso nur sehr selten was spannendes. Ich steckte meine Nase in mein mitgebrachtes Buch, und so verbrachten wir die nächsten anderthalb Stunden, bis der Bus Valby U-Bahnhof erreichte. Auf dem Bahnhof erwartete uns Per. Wir hatten sonst nicht verabredet, wann wir eintreffen würden, aber Per war zufälligerweise am Bahnhof vorbeigekommen nur 5 Minuten vor der Ankunft des Busses, und dann wartete er eben, um zu sehen, ob wir mit in dem Bus waren. Das war schön, denn er kümmerte sich umgehend sowohl um den Reisekasten Milloups als auch um meinen Schlafsack, und damit hatte ich die Hände frei, um dem Milloup zu folgen, als er mal im Osten mal im Westen herumschnüffeln wollte. Außerdem kannte Per einen anderen Weg zu seinem Haus, wo es mehr Grünflecken gab auf denen Milloup nässen konnte, was von Milloup sehr geschätzt wurde. Zuhause warteten Akemi und Askar, der jetzt 4 Jahre alt geworden ist. Ich erinnere mich noch daran, als die zwei sich zum ersten Mal trafen. Damals war Askar 18 Monate alt, und Milloup war in den Flegeljahren. Milloup hatte keine Gelegenheit verpaßt, um den Askar zu dominieren, indem er immer wieder auf seinen einladenden Windelgepolsterten Hintern kletterte, sobald Askar sich bückte oder sich auf die Knie legte. Jetzt waren beide älter und vernünftiger geworden, und die Wiedervereinigung verlief in aller Ruhe. Nach einem leckeren Abendessen saßen wir zusammen und füllten die Lücken seitdem wir uns zum letzten Mal getroffen hatten, aus. Plötzlich murmelte Per, daß er beim Nachbar "was erledigen müßte". Anderthalb Stunden später kehrte er triumphierend zurück und teilte uns mit, daß Manchester Utd. es im letzten Moment geschafft hatte und den Pokal hatte gewinnen können. Beim Gedanken an den Wecker, der bereits um 5 Uhr klingeln würde, einigten wir uns dann darauf, daß es Bettzeit war.
27. Mai Die Busreise dauerte nicht lange, und die Haltestelle befand sich in der Nähe der Fähre, also trafen wir frühzeitig ein. Die Morgenfähre war recht besetzt, und deshalb ließ ich Milloup in dem Reisekasten sitzen, damit keiner auf ihn treten sollte. Das war mit ihm ganz in Ordnung. Auf dem Weg nach Malmö hatten wir Sicht auf die neue Öresund-Brücke, deren zwei Teile fast einander erreicht hatten. Und dann waren wir in Malmö. Um auf Nummer Sicher zu gehen, damit ich in Verbindung mit "der Einfuhr" von Milloup nach Schweden keinen Fehler machte, hatte ich am Tag zuvor beim Malmöer Zollamt angerufen, um unsere vorgesehene Ankunft zu melden. Und deshalb stand ein wahres Begrüßungs-Komitee von ganzen zwei Zollbeamten da, um Milloups Tattoo zu kontrollieren und seine Papiere zu stempeln. Diese Operation dauerte etwa 5 Minuten, dann waren wir legal in Schweden. |
Das Wetter war schön, und Milloup zog mich wohlgelaunt hin und her; er möchte alle Ecken und Strecken untersuchen. Zu meiner große Freude wurde mir klar, daß Skåne trotz des guten Wetters nicht so trocken war, wie ich es - nach dem Wetter in Dänemark - gefürchtet hatte. Der Waldboden war feucht, was bei Schweißarbeit ein großer Vorteil ist, und mein Optimismus stieg um ein Paar Grad. Als wir uns Bromölla, der letzten Stadt vor Valje, näherten, machten wir noch eine Pause. Milloup und ich machten eine Entdeckungsspaziergang im Wald entlang der Straße, während Per beim Wagen blieb. Unsere Verabredung mit Bo Pihl vom Skånska Teckel Klub war um 11 Uhr, und da es noch nicht 10 war, hatten wir ausreichend Zeit. Ein Teil dieser Zeit wurde doch verschwendet, in dem wir erstens wegen einer Straßenbauarbeit einen Umweg fahren mußten, und zweitens machten wir recht viel Sight-Seeing in Valje, bevor wir endlich die richtige Adresse fanden. Auf diese Weise gelang es uns, sowohl den neuen als auch den alten Teil der Stadt zu sehen. Trotz dieses Abstechers erreichten wir aber Källvägen bereits um halb elf. Hier wurden wir von Bo und seiner Frau Märit freundlich begrüßt, und Märit fragte sofort, ob wir was trinken möchten. Aber da es sich ergab, daß Bo dazu bereit war, umgehend zur Fährte zu fahren, wenn wir auch bereit waren, sagten wir "nein Danke". Stattdessen sammelte ich die notwendigen Sachen, und wir stiegen in den Wagen Bos, um zur Fährte zu fahren. Per hatte nie zuvor gesehen, wie ein Hund auf einer Schweißfährte arbeitet, und auf dem Weg zur Fährte gelang es ihm, die Erlaubnis zu bekommen, mit Bo mitzugehen, um zu sehen, wie es gemacht wird. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir einen stillgelegten Waldweg, dessen Eingang von einem ausrangierten Wagen gesperrt war. Die Fährte fing auf der anderen Seite des Wagens an, und da der Boden um den Wagen herum mit Glassplitter überstreut war, wäre es eine gute Idee, den Milloup vorbei zu tragen, wurde mir gesagt. Sobald Milloup die Arbeitsleine sah, wußte er genau, was von ihm erwartet wurde. Der Anfang der Fährte wurde ihm vorgezeigt, und er fing umgehend an. |
Diese Ableitung störte doch nicht den Milloup. Er drehte zielbewußt links und setzte auf der Fährte fort. Nach und nach verließen wir den Tannenwald und begaben uns in einen Stück Laubwald hinein. Alles in allem ähnelte der Waldboden dem, was man auch bei uns in Dänemark finden kann, also bereitete die Prüfung uns in dieser Richtung keine Überraschungen. |
Als Bo ein Stück vor uns gekommen war, rief er mir zu, "Ich schieße!". Mir war nicht ganz klar, wie wir uns verhalten dürften, also rief ich zurück: "Soll ich ihn halten?". Dies war nicht notwendig, meinte Bo. Dann wurde der Schuß abgefeuert, und es machte recht viel Lärm. Milloup hielt an um zu starren. Als uns dann der Pulverrauch erreichte, guckte er mich an, als ob er mir sagen möchte "Sag, hier stinkt es reichlich viel, gehen wir nicht lieber den anderen Weg?" Glücklicherweise war der Pulverrauch bald wieder weg, und Milloup nahm nochmals die Fährte auf. Die Pause hatte wohl so um die eine Minute gedauert, während der Rauch vorbei uns wehte. Als er wieder unterwegs war, ging alles aber wie nach der Schnur bergan, wieder in den Tannenwald hinein und bergab zum Stück halbwegs die anderen Seite der Hügel hinunter. Ohne Zögern führte er mich zum Stück und stellte sich dann an und erwartete seine wohlverdiente Belohnung. Alles in allem hatte die Arbeit 22 Minuten gedauert. Ich knutschte den Burschen. Aus einer Jackentasche holte ich die Leckerbissentüte und öffnete sie. Milloup steckte umgehend die Schnauze in die Eßwaren. |
Als Bo damit fertig war, die letzte Notizen in sein Notizbuch zu machen, hatte Milloup auch den Inhalt der Tüte vernichtet. Ich fragte, ob Hunde in Schweden im Wald frei herumlaufen dürfen, und da die Antwort bejahend war, ließ ich den Milloup frei laufen. Dann setzten wir uns Richtung Wagen ab. Da wir mehr oder weniger in Quadrat gegangen waren, dauerte es nicht lange, bis wir wieder am stillgelegten Waldweg standen. Milloup stöberte glücklich herum, er wollte den Tank der Erlebnisse bis zum Rand füllen, jetzt wo die Arbeit des Tages überstanden war. Als wir wieder bei Bo zuhause waren, wurden wir zum Eintreten aufgefordert. Im Haus herrschte Bos 13 Jahre alter Zuchtrüde Isak, und es wurde bald klar, daß Isak und Milloup überhaupt nicht den Anblick des anderen vertrugen. Zwei psychisch starke Rüden, von denen jeder meinte, er sei der Weltmeister, das funktionierte eben nicht. Also mußte Milloup zu seiner großen Reue in seinen Kasten hineingesetzt werden, aber da war nichts zu machen - er war der Gast und mußte sich fügen. Der Kasten wurde auf der Terrasse im Schatten abgestellt, damit er sich nach den Anstrengungen im Wald ausruhen konnte. |
Dann wurde Lunch auf der Terrasse aufgetischt, und wir warfen uns mit Freude auf die gute Sachen. Per, der oft früher in Schweden gewesen ist, kannte freudestrahlend einige Produkte wieder, die in Dänemark nicht zu haben sind, und er beschloß auf der Stelle, daß wir auf dem Rückweg bei einem Supermarkt vorbeifahren müßten, damit er die seit langem vermissten Eßwaren mit nach Hause bringen konnte. Isak gab offentsichtlich nicht mir die Schuld daran, daß der Erbfeind ins Haus gebracht worden war. Jedenfalls sprang er mehrmals behende auf meinen Schoß hinauf und schmeichelte sich ein. Hätte mir keiner gesagt, daß er 13 Jahre alt ist, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen. Er sah eher aus wie ein Hund von etwa 7 - Gicht und anderen Altersschwächen hatte er jedenfalls nicht. |
Bo zeigte mir auch eine viereckige Medaille, die man kaufen konnte, wenn eine Schweißprüfung bestanden worden ist, und so eine mußten wir natürlich auch mit nach Hause bringen. Die schwedische Richterberichte sind clever, finde ich. Der Richter hakt auf einer Liste die Aussagen an, wie der Hund mit den verschiedenen Teilen der Fährte fertig geworden ist, und nachher kann man auch im Bericht sehen, welche Haken ohne Blut gewesen sind. Ganz unten kann der Richter dann einen kleinen Kommentar schreiben, und da hatte Bo geschrieben: "En lugn fin mycket spårnoga hund bland det bästa jeg har sett." (Ein ruhiger, guter, sehr fährtengenauer Hund, einer der besten, die ich je gesehen habe). Das war wohl ein Richterbericht, den es wert war, mit nach Hause zu bringen. |
Als wir uns Malmö näherten, gelang es uns aber, uns zum Industriehafen statt Fährehafen zu verirren, und es war im letzten Augenblick, daß wir den Wagen abstellten und zur Fähre sprinteten. Dies gefiel dem Milloup überhaupt nicht, denn er hätte sehr gerne die Gelegenheit wahrgenommen, um einige Barcodes hier und da zu hinterlassen. Im Fährhaus mußten wir mit den anderen Leuten, die auch keine Reservierung hatten, Schlange stehen, und bis zum letzten Augenblick wußten wir nicht, ob wir mitkommen durften. Glücklicherweise gelang es uns. Auf der Fähre einigten wir uns, daß wir das Butterbrotpaket, das wir für unseren Lunch mitgebracht hatten, jetzt essen würden. Ich hatte keinen Hunger, aber Milloup ist immer sehr hilfsbereit, wenn etwas gekaut werden muß, und Per war auch in der Lage, wieder ein Paar Butterbrote einzunehmen. Damit verging die Zeit schnell, und bevor wir es wußten, waren wir wieder in Kopenhagen.. Hier zeigte es sich, daß ein ortskundiger Fremdenführer ein großer Vorteil ist. Auf den Rat Pers sprangen wir auf den Bus zum Hauptbahnhof und nahmen von dort die U-Bahn nach Valby. Auf dieser Weise kamen wir direkt zu der Stelle, von wo der Bus nach Århus abfuhr, und wir hatten massenhaft Zeit. Der Bus fuhr planmäßig um 17.45 ab, und Milloup rollte sich müde auf dem Sitz neben mir zusammen und schlummerte ein. Er war doch nicht zu erschöpft, um mit mir eine Wurst auf der Fähre zu teilen, was er auch reichlich verdient hatte - es würde wohl das einzige Mal in seinem Leben sein, daß er gleich mit zwei Championaten auf einmal nach Hause kehrte. Kaum hatte der Bus die Fähre verlassen, machte er im Omnibusbahnhof von Århus halt, und wir rannten Richtung Bahnhof in der Hoffnung, den Bus Nummer 9 zu erreichen. Dies gelang uns aber nicht, wir mußten uns mit der Nummer 5 zufriedenstellen. Trotzdem waren wir bereits vor 22 Uhr bei uns zu Hause, und Milloup ließ sich ins Bett fallen und schnarchte bald sanft nach den Erlebnissen des Tages. |
Danke an Iris Koehler, Zwinger Bispingdorpe, für die Korrekturen Aktualisiert am 14-8-03 |