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25. September Kurz nach Mittag nahmen Milloup und ich im Bus Platz um uns zu dem Flughafen in Billund und zum wartenden Flugzeug von Braathen transportieren zu lassen - die Reise nach Oslo konnte anfangen. Die Gewichtsgrenze für Hunde in der Kabine war bei Braathens vor kurzem von 10 bis 8 Kilos gesenkt worden, und Milloup wiegt gewöhnlicherweise so um die 8,5 Kilos. Deshalb war er auch im Voraus als "spezielles Gepäck" bestätigt worden, das heißt, daß für ihn einen Platz im heizbaren Laderaum des Flugzeugs reserviert worden war. Am liebsten wäre es mir doch, wenn Milloup die erste Flugreise seines Lebens in meiner Gesellschaft machen konnte, damit das Erlebnis nicht zu überwältigend wurde. Deshalb hatte ich auch das Gepäck so gepackt, daß das Kabinegepäck in der gewöhnlichen Busreisetasche Milloups gepackt worden war, und leicht in den Reisekasten gerückt werden konnte, sollte es die Möglichkeit geben, den Hund mit in der Kabine zu bringen. Im Flughafen sprach ich mit der nette Dame an dem Eincheckschalter, Milloup wurde gewogen, und da sein Gewicht an dem Tag lumpige 8,3 Kilo betrug, und ich außerdem ganz gut für mich redete, entschied die Dame auf der Stelle, daß es zu verantworten war, den Milloup mit in die Kabine zu lassen - in seiner Tasche, wie er es von vielen Busreisen gewöhnt ist. Also wurde die Bagage blitzschnell aus der Tasche gezogen und in den Reisekasten geworfen, der dann auf dem Fließband hinabgeschickt wurde. Milloup, der sehr an seinem Kasten hängt, versuchte auf das Fließband zu klettern um seinem beliebten Kasten zu verfolgen, aber als ihm klar wurde, daß er in dem Fall die Verfolgung alleine aufnehmen müßte, gab er diesen Projekt auf. Eine halbe Stunde später stiegen wir in das Flugzeug ein, und zu unserem großen Glückog wurden wir zu einem Dreipersonensitz gezeigt, wo sich bereits eine sehr hundefreudige junge Dame aus dem südlichen Jylland niederlassen hatte. Milloups Tasche wurde in den mittleren Sitz eingepreßt, und wir schnallten uns fest. Als das Flugzeug abhob, war Milloup nicht ganz begeistert, aber sobald wir in der Luft waren, wurde ja der Speisenwagen hervorgerollt und die Tabletts ausgeteilt. Es ergab sich, daß unsere südjütländische Freundin zu der Gruppe von Leute gehörte, die bereitwillig ihr Essen mit den anderen teilen, und plötzlich war das Fliegen trotzdem ganz spannend. In schöner Einmütigkeit plünderten sie ihr Tablett, und Milloup wandte sich dann zu mir um zu sehen, ob dort auch etwas abfallen sollte. Das tat es auch, mal. Also war es ein satter und gutgelaunter Hund, der mit seiner Frauchen in Oslo landete. Nina holte uns im Flughafen ab und brachte uns zu das Hotel Anker, das am Ankerselva im Stadtzentrum Oslos liegt und ein gutes und relativ billiges Mittelklassehotel ist. Sie half mir das Gepäck zum Zimmer zu tragen und nahm dann Abschied mit dem Versprechen uns am nächsten Morgen abzuholen und nach Lillomarka zu bringen, wo die Schweißprüfung um 10 Uhr stattfinden sollte. Als Nina uns verlassen hatte, packte ich unsere Sachen aus, und dann war es Zeit für den ersten kleinen Spaziergang in Oslo. Wir folgten der Storgata, kauften was zu essen, und folgten dann derselben Straße zurück, damit wir uns nicht verlaufen. Nach einem schnellen Abendessen gingen wir nach einem Tag mit Hochbetrieb schlafen. |
Ich war daran sehr gespannt, das Gelände zu sehen, wo wir die Schweißprüfung machen sollten, und herauszufinden, was Milloup davon dachte. Unser Richter traf ein, und Nina zog sich ihren Gummistiefel an. Sie wollte mitkommen um zu sehen, was wir auf norwegischem Boden leisten konnten, und es wurde tatsächlich für sie auch ein lustiges Erlebnis. Mein erster Eindruck war von Moos und Steinen, Steinen und Moos, und Büsche und Bäumen, die so aussahen, als wuchsen sie auf der nackten Klippe oder im Moos. Heidelbeerkräuter bedeckten einen großen Teil des Waldbodens wie einer Teppich, der sich halbwegs über die Waden erstreckte. Ein Stück in den Wald hinein zeigte uns der Richter den Anfang der Schweißfährte, und etwa 20 Meter entfernt gab es eine Markierung. Das war die Fluchtrichtung. Ich setzte Milloup auf den Anfang der Fährte, und er startete mit Passion. Bergauf ging die Fährte, und mitten in einem Heidelbeerkraut fing er an eifrig zu suchen. Zuerst suchte er nach links, dann zurück einige Meter, nach links, zurück, und im dritten Versuch entschied er sich für die linke Richtung. "Ecke ohne Blut", dachte ich. Jetzt wanderten wir an der Steigung entlang, kletterten also nicht mehr, aber bald drehte der Milloup wieder nach rechts und damit bergauf. Für meine dänische Augen sah es so aus, als wollte der Hund den puren, moosbedeckten Felsenhang hinabklettern. Unten lag ein umgekippter Baum, der Milloup leicht unterschlüpfte. Ich, dagegen, blieb hinterlastig über den Stamm hängen, schaffte es aber dann weiterzumachen. Die Steigung halb hoch blieb ich wieder hängen und rief meinem Hund nach, daß ich *** hoffte, daß er genau wußte, was er täte, denn ich würde nie in meinem Leben diese Steigung wieder herunterklettern können. Nina und Arild standen am Fuß des Felsenhanges und schienen sich herrlich zu amüsieren.. Nach dieser Kletterei war es ja kinderleicht, um die 3-4 Meter tiefe Felsenspalten und andere Kleinigkeiten, die wir auf unserem Weg passierten, herumzusteuern. Die Spur war wieder nach links gedreht, und wir kamen recht schnell vorwärts längs der Steigung des Felsenhanges. Plötzlich kam Milloup zum Stehen, um nach einem Hund, der in der Nähe bellte, zu lauschen, aber ich mahnte ihn leise, so daß er seine Arbeit fortsetzte. Ganz vergessen war dieser Hund doch offensichtlich nicht, denn als wir kurz danach zu einem Felsenpfad kamen, der unsere Spur überquerte, bog Milloup zielbewußt rechts in den Pfad ein. Nach etwa 50 Meter wurde mir klar, daß, der Richter nicht länger hinter uns her war. Ich schaffte es den Milloup zurückzudrehen, aber nicht bevor wir unter einem Busch ein Hundehäufchen ansehnlichen Ausmaßes intensiv gelesen hatten. |
Nach dem Lunch war es dann Zeit für ein bißchen Sight-Seeing in Oslo. Das Ziel war die Akershus Festung, und mit Hilfe eines Oslo-Fremdenführers hatte ich auch einen guten Eindruck von der Richtung. Es sah leicht aus. Das erste großen Stück Weg folgten wir - wie am Abend zuvor - der Storgata. Am Dom bogen wir rechts ab und folgten dann der Kirkegata am Karl Johan vorbei und weiter. Da wir erst so lang waren, gab es nicht länger so viele Läden, und deshalb auch nicht so viele Leute auf den Straßen. Nach einem guten Spaziergang erreichten wir endlich die Akershus, wo wir uns umschauten und u. a. das Glück hatten, dem Wachwechsel beiwohnen zu können. Als wir endlich den Weg zum Hotel einschlugen, spürte ich deutlich, daß sowohl bei Milloup als auch bei mir die Luft raus war. Sobald wir bei uns im Hotel zuhause waren, hoben wir deshalb die Beine hoch und entspannten uns, bis es Zeit war uns für den Ausflug des Abends bereit zu machen. Nina kam um uns abzuholen, und es spielte sich eine stürmische Begrüßung zwischen ihr und Milloup ab. Zwar ist Milloup manchmal - auf beste Teckelweise - nicht immer dazu geneigt, die Leute auf dem ersten Blick zu akzeptieren, aber sind sie einmal akzeptiert, dann kriegen sie auch den großen Empfang, wenn wir sie wieder treffen. Und Nina war deutlich bereits auf Milloups Liste der genehmigter Personen aufgeführt worden. |
Bei Anne wurden wir von Anne selber und Annes zwei reizenden Langhaarhündinnen, Dukken und Acra, begrüst. Milloup hatte wie immer die Nase in allem, aber die vereinigten Damen legten ihn mal um, um ihm begreiflich zu machen, daß er sich lieber gut benehmen mußte. Als diese Formalität beendet war, waren die drei die besten Freunde der Welt. Kurz danach trafen Arild und seine Frau Tove ein und wurden mit allem Nachdruck von drei wedelnden Ruten und der gleichen Anzahl wehender Zungen begrüßt. Und dann war es Zeit um zu essen. Wenn wir in Dänemark Krabben essen, sind es meistens gefrorene, bereits gepulte Krabben - und dann sind es Tierchen von ungefähr einem Centimeter oder so. Diese Krabben, dagegen, traten noch in aller physischen Pracht auf, und sie waren riesengroß. Zwei bis an den Rand gefüllteSchüsseln voller Krabben warteten darauf, daß wir sie pulen sollten, und ich warf den anderen einen schiefen Blick zu, um zu sehen, wie ich diese Situation meistern sollte. Nina zeigte mir wie, und ich warf mich - dachte ich selber - keck und freimütig auf die Aufgabe. Als ich die ersten vier gepult hatte, war ich nicht länger so sicher, daß ich als Krabbenpuler mein Lebensunterhalt verdienen konnte. Zu dem Zeitpunkt befanden sich nähmlich auf den Tellern der anderen große Haufen von gepulten Krabben, und Anne machte eine schnelle Runde um den Tisch herum und gabelte hier und dort eine Handvoll, die dann auf meinen Teller hinterlegt wurde. Verhungern würde ich jedenfals nicht. Übrigens schmeckten sie großartig! |
Danke an Iris Koehler, Zwinger Bispingdorpe, für die Korrekturen |