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24. August Nach und nach kennen wir ja die Reise gegen Süden - jedenfalls bis nach Hannover, unser erster Halt. Abfahrt von Århus um 12, Zugwechsel in Fredericia um 1, 20-minütige Beinhebepause in Padburg um 3, und dann Ankunft in Hannover um 7. Anläßlich der Expo wurde das U-Bahn-Netz erweitert, so daß es jetzt möglich ist, mit der S-Bahn direkt nach Mellendorf zu fahren, und genau das taten wir. Wir erreichten Mellendorf um 8 und wurden von Iris abgeholt. Beinahe hatten wir sie nicht gefunden, denn sie hat jetzt ein neues Auto, aber glücklicherweise fand sie uns. Und Milloup warf sich jubelnd auf sie - denn sie riecht ja entzückend nach Hundedamen.. So bald wir uns dem Haus näherten, fing Milloup an vor Eifer zu wimmern. Er wußte jetzt genau, wo wir uns befanden, und er stürzte sich eingewöhnt durch die Tür. Hier wurde er von den Freunden Coco und Clara begrüßt. Leider ist die alte Diva inzwischen verstorben, aber stattdessen gibt es jetzt die Easy, Tochter von Coco, damit hat Iris jetzt eine Hündinnen-Linie von 3 Generationen. Und Milloup fiel umgehend über Easy her. Sie ist von Gemüt her ein bißchen lieber als Coco, und sie kennt noch nicht alle die Ringertricks, die Coco kennt. Also konnte Milloup mit ihr sein "Macho" so richtig aufleben lassen, und die Dame unter sich kriegen. Schlaue Fratze wie er ist.. |
25. August Am nächsten Morgen sorgte ich dafür, daß weder Milloup noch ich unseren Gastgebern im Wege standen. Denn nichts ist so irritierend, als wenn die genau angepaßte Morgenroutine von jemand gestört wird, wenn man sonst genau weiß, wie viel Zeit für so und so benötigt wird. Als Iris und Jörg abgefahren waren, standen Milloup und ich in aller Ruhe auf. Wir spazierten im Garten und begrüßten die Weiber, die im Zwinger das gute Wetter genossen. Ihre Erwiederung war ohrenbetäubend. Nach dem Frühstück setzte ich mich an den Computer und zerstreute die deutsche Stammbücher von Iris über den ganzen Tisch. Diese Stammbücher hatten - bis eine Woche zuvor - einen langen Urlaub bei mir verbracht, und zwar länger als vorausgesehen. Geplant war nämlich, daß Iris bei einem Arbeitsbesuch in Dänemark uns besuchen und die Stammbücher mit nach Hause bringen sollte, aber leider war kein Zeit dafür. Jetzt hatte die Post sie also endlich wieder nach Hause gebracht, und als "Danke Schön" wollte ich versuchen, einige neue Ahnen für Coco, Clara und Easy zu finden. Mir gelang es auch, ein Paar Neuigkeiten aufzustöbern. |
Um 12 war es Zeit für noch eine Lösepause und ein Paar Einkäufe. Wir steuerten auf den örtlichen Supermarkt zu, und Milloup erhielt ein Dufterlebniß, während ich meine Einkäufe machte. Er wurde nämlich neben dem Wagen des Fischhändlers, der vor dem Supermarkt stand, abgestellt. Dort konnte er sich dann von den vielen guten Duften unterhalten lassen. Spät Nachmittags kam Iris nach Hause, und jetzt war Action angesagt. Wir sollten eine Fährte trainieren. Und es war nicht eine gewöhnliche Fährte, die Iris für Milloup gemacht hatte. Nein, es war was für uns ganz Neues - eine Fährtenschuh-Fährte. |
Coco wurde vom Zwinger abgeholt, und wir fuhren ab mit den zwei Hunden, Stiefeln, Schweißleinen und dem Fell vom ersten Wildschwein, das Iris je geschossen hat. Das Fell sollte als Stück dienen. Wir einigten uns, daß Milloup zuerst gehen sollte. Iris ging schnell zur Fährtenende, um das Stück zu plazieren, und dann zeigte sie uns die Stelle, wo die Fährte anfing. Als Milloup die Schweißleine erblickte, war er ganz verzückt. Im letzten Jahr haben wir nicht so viel trainieren können, da ich einen "tollen" Bandscheibenvorfall bekommen habe, und deswegen nicht mehr so viel wie es sich der Hund hätte wünschen können im Wald herumspringen kann. Aber JETZT war jedenfalls eine Fährte angesagt.. Iris hatte für den ersten Versuch eine Fährte von etwa 300 Meter gemacht. Milloup fing gut an, aber nach kurzer Zeit ging er von der Fährte weg. Er wurde zurückgeholt, die Fährte wurde ihm nochmals gezeigt, und jetzt ging es besser. Es sah so aus, als hätte er das System verstanden. Eine Weile verlief alles okay, aber dann lief die Fährte direkt durch einen Wildacker. Ein Teppich von kleinen, gelben Blumen, die genau dabei waren, ihre weißen, weichen Samen mit Hinblick auf das nächsten Jahr zu zerstreuen, und bald war Milloup überall im Kopf und in der Nase mit sehr kleinen, Löwenzahn-ähnlichen Samen gefüllt. Dies gefiel ihm überhaupt nicht, und wieder brauchte er ein bisschen Hilfe. Nach diesem Erlebnis ging er jetzt ohne Probleme weiter, und bald fand er auch das Stück. Unter dem Fell hatte Iris eine dieser kleinen Portionspackungen mit Hundefutter gestellt, und die kam bei Milloup sehr gut an.
Kaum so gut kam es an, als wir zum Wagen zurückkehrten, und ihm klar wurde, daß er jetzt hinterlassen werden würde, während wir mit Coco eine Fährte gingen. Tatsächlich ließ sich seine Unzufriedenheit vom weitem hören. |
Iris und Jörg kehrten um Mitternacht zurück. Es war ein guter, aber recht langer Vortrag gewesen. Bevor wir schlafen gingen, mußte Iris schnell auf dem Klavier üben, denn sie mußte am nächsten Morgen bei einem Gottesdienst für Schulanfänger spielen, und die Noten waren erst vor einigen Stunden per Fax angekommen. Bald war aber Ruhe angesagt.
26. August |
Nach dem Frühstück fuhren wir mit Iris zur kleinen Kirche mitten im Wald, wo sie spielen sollte. Iris ging in die Kirche hinein, und wir stöberten draussen herum und beobachteten die kleinen, neuen Schulkinder, die geschniegelt und gebügelt Hand in Hand mit ihren Eltern den Waldweg entlang spazierten, um die Kirche zu erreichen. Alle Kinder trugen große Schultüten, die - so wurde mir gesagt - mit Süssigkeiten und Frucht gefüllt waren. Solche Schultüten bekommen alle neue Schulkinder in Deutschland, das ist dort die Sitte. Als der Gottesdienst anfing, war draussen nichts mehr zu sehen, und stattdessen machten wir einen Spaziergang durch den Wald und weiter an einen Feld entlang. Wir kehrten zurück, als wir eine Straße erreichten, und blieben dort, wo Milloup ohne Leine herumlaufen konnte. |
Iris' Mutter grüßte uns herzlich, und sie freute sich über das kleine Dingsda, das wie für sie mitgebracht hatten. Ich machte eine Runde, um die Blumenvielfalt zu bewundern. Mir wurden einige Samen angeboten, aber von solchen braucht man ja leider nicht viele, wenn man im zweiten Stockwerk wohnt.. Unser Zug würde um 14.06 abfahren, also hatten wir nicht viel Zeit, aber trotzdem genug, um einige riesige, aufgestammte Fuchsien zu bewundern, die sich bei unserem letzten Besuch im Treppenhaus langweilten. Jetzt hatten sie keine Zeit mehr für Langeweile, sie strotzten von Gesundheit und Blüten. |
Während ich meinen Anruf machte, machte Iris Pfannkuchen für uns. Das heißt, sie nannte es Pfannkuchen, es war aber eher das, was wir bei uns "Eier-Pfannkuchen" nennen. Sie schmeckten hervorragend! Und dann mussten wir uns verabschieden. Unser Zug würde Hannover um 14.06 verlassen. Die letzte Sachen wurden in den Rucksack gestopft, und dann fuhr Iris uns zum Bahnhof in Mellendorf. Sie wünschte uns gute Reise und viel Glück in Stuttgart, und wir fuhren los. Als wir Hannover erreichten, hatten wir - zum Glück - reichlich Zeit, um das richtige Gleis zu finden. Es ergab sich nämlich, dass die schöne, neurenovierte Bahnhofshalle einen großen Mangel hatte. Egal wo ich hinblickte, ich fand kein Schild mit Auskünften darüber, von welchen Gleisen die verschiedene Züge abfuhren. Es gab zwar eine Tafel mit Ankunftszeiten, aber da ich keine Idee hatte, woher unser Zug wohl kommen würde, war dies keine Hilfe. Die Zeit näherte sich 14.06, und wir hatten mehrere Runden in der Halle gemacht, ohne brauchbare Schilder zu finden. Auch waren keine Service-Mitarbeiter zu erblicken, die hatte es aber bei unserer Ankunft reichlich gegeben. Die Panik war dabei einzusetzen, und aufs Geratewohl stürzten wir uns auf ein zufälligen Gleis, das glücklicherweise das richtige war. Sonst hätten wir den Zug verpasst. So ein schöner Bahnhof, und so schlecht beschildert. Peinlich, Hannover!
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Stuttgart Reisetagebuch, 2. Teil
Danke an Iris Koehler, Zwinger Bispingdorpe, für die Korrekturen Aktualiziert am 14-8-03 |