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26. August - Fortsetzung Kaum hatten wir den Zug geentert, als der Zug losfuhr. Es gab recht viele Reisende, also kein bequemer "Hundesitz" neben meinem reservierten Platz. Stattdessen wurde Milloups Teppich in der Ecke unter meinem Sitz gelegt, wo niemand auf ihn treten würde. |
Manchmal war der Zug voll, zu anderen Zeiten gab es reichlich Platz. Sobald es möglich war, zog Milloup auf dem Nebensitz, wo er sich zusammenrollte und schlummerte süß. Weiter ging es, über Darmstadt, Bensheim, Weinheim, Heidelberg, und endlich waren wir in Bruchsal. In Bruchsal mussten wir den Zug wechseln, um die letzte kleine Reise nach Stuttgart zu machen. Es war 7 Uhr, und nach und nach wurde es dunkel. Milloup streckte sich vorne und hinten, ihm gefiel es sehr gut, daß jetzt wieder Laternenpfähle vorhanden waren, und er machte umgehend und mit großer Eifer seine bisher südlichste Signatur. 20 Minuten nach 7 rollte unser Zug hinein, und wir polterten die letzte Kilometer Richtung Stuttgart, während die Dunkelheit übers Land einbrach. Die Reise dauerte nur eine halbe Stunde, aber auf dieser Strecke durchfuhren wir mehr Tunnel, als auf der ganzen restlichen Reise. Es muß also recht hügeliges Gelände sein! Wir stiegen aus dem Zug auf dem großen Bahnhof Stuttgarts, und jetzt mußten wir herausfinden, wie wir weiterkamen. Zunächst fanden wir eine Stelle, wo man Abendessen kaufen konnte, um es mit zum Hotel zu bringen. Dann fehlte nur die S-Bahn Nummer 15 nach Stammheim. Ich sah ein Schild mit S-Bahn und dachte, daß es dort war. Wir fanden einen Fahrstuhl zum Bahnsteig, mussten aber konstatieren, daß es hier nur die Linien 1-6 gab. Rechts um. Nach ein Paar Anfragen ergab es sich, daß Stuttgart S-Bahn sowie auch U-Bahn hat, und wir mussten zur anderen Ende des Bahnhofs, um unsere S-Bahn zu finden. Endlich gelang es, den richtigen Bahnsteig zu finden, und dann war Fahrkarteneinkauf angesagt. Es gab eine Maschine mit einer Liste der Richtungen so lang wie ein Arm, aber glücklicherweise waren sie nicht nach Orten eingeteilt, sondern alphabetisch, damit Kirchtalstraße sich ohne weiteres finden ließ. Jetzt mussten wir nur noch warten. Mehrere Straßenbahnwagen passierten, und sie machten alle Halt, dort wo wir standen. Als die Linie 15 angekündigt wurde, nahm ich also alles gelassen und sagte nur Milloup, er solle in seinen Kasten gehen. Zwar stand auf der Anzeige zusätzlich "Tief", dies hatte aber zu dem Zeitpunkt für mich keine Bedeutung. Plötzlich war der Wagen da. Nicht dort wo wir standen, sondern etwa 50 Meter weg, auf einem etwas niedrigeren Bahnsteig, der eine Verlängerung von der, auf dem wir standen, war. Ich zog den Kasten hoch und sprintete so sehr ich konnte. Glücklicherweise kannte der Wagenführer offentsichtlich eine verirrte Touristin von Ansehen her. Jedenfalls wartete er geduldig, bis ich mich durch das Vordertür des Wagens geworfen hatte, bevor er losfuhr. Japsend und keuchend sackte ich auf einem Sitz zusammen. Milloup betrachtete mich unergründlich von der Tiefe des Kastens. Viel hat er durch die Jahre von meiner Seite erlebt, aber eine so bumpelige Reise im Kasten hat er wohl doch nie mitgemacht . Ich hatte keine Karte, und ich hatte auch keine Idee, wie weit weg Zuffenhausen und Kirchtalstraße sich befanden, also hatte ich Augen und Ohren weit offen. Es war nicht so schwierig, ergab es sich. Jeder Halt wurde nämlich von einer sehr metallisch klingende Damenstimme auf einem Tonband angesagt, damit kein Zweifel entstehen konnte. Wir passierten exotisch klingende Stellen wie "Prrragfriedhof", "Löwentor" und "Prrragsattel" sowie auch den eher prosaisch klingende "Milchhof". Endlich wurde Zuffenhausen Rathaus angesagt, und der nächste Halt war dann unsere Richtung. Ich kletterte raus, schleppte den Kasten zum Fußweg und ließ Milloup aus dem Kasten. Mit dem Hund als eifriger Motor kehrten wir rechts in eine friedliche Nebenstraße. Zuerst bergab, dann wieder bergauf, wanderten wir. Milloup plazierte mit Feuereifer seine Grüße an die dortigen Rüden, während wir uns nach vorne arbeiteten. Endlich erreichten wir die Querstrasse Spielbergerstraße, und - ganz wie gesagt - direkt vor uns lag jetzt das Hotel Keinath, wo wir wohnen sollten. |
Nach dem Abendessen wandte ich mich wieder an der Rezeption, um weitere Auskünfte darüber zu erhalten, wie wir am nächsten Tag zum Killesberg und der Ausstellung kommen konnten. Ich bekam eine Karte über das S-Bahn Netz, und die nette Dame erklärte und markierte auf der Karte. Es klang ganz unkompliziert. Dann war's Zeit für den letzten Spaziergang des Abends. Wir verließen das Hotel, Milloup wählte die Richtung, und wir spazierten deswegen die Spielbergerstraße entlang. Die Straße zeigte sich bald in dieser Richtung Richtung als Sackgasse. Am Ende der Straße gab es einen meterhohen Zaun, und weit oben auf soliden Pfeilern eine Schnellstraße. Dort oben sausten die Autos vorbei, aber bei uns unten war alles ruhig. Links gab es einige Zweifamilienhäuser, rechts eine Grünfläche. Da ich das Gegend nicht kannte, mußte Milloup an dem Abend aus Sicherheitsgründen an der Leine bleiben. Nach dem Spaziergang machten wir es uns vor dem Fernseher gemütlich, aber nach einem langen Tag wurde es bald Bettzeit.
27. August Die Tasche stand bereit, und Früstück wollte ich auf dem Weg kaufen, also waren wir bald abfahrtbereit. Jetzt kannten wir den Weg zur S-Bahn, und Milloup inspizierte ernsthaft die Duftmarken von Gestern und frischte diejenigen auf, die es benötigten. An der Kirchtalstraße kehrten wir links und folgten den Schienen der Straßenbahn Richtung Stadtmitte. Bald fanden wir eine offene Bäckerei, und dort wurde verproviantiert. Das Wetter war schön, und wir hatten reichlich Zeit, also gingen wir weiter die Straße entlang, an dem Rathaus vorbei und weiter die Schienen entlang. Dann konnten wir uns wohl nicht ganz verlaufen, war meine Gedanke. Ein kleines Stück weiter fanden wir eine Parkanlage mit Bänken, und dort setzten wir uns, damit ich mein Frühstück essen konnte. Milloup war ein interessierter Zuschauer und wie immer war er sogar sehr hilfsbereit, wenn etwas gekaut werden musste. Ganz leer ging er auch nicht aus.. Wir fanden die Haltestelle und warteten geduldig. Endlich kam der Straßenbahn, und wir stiegen ein. Am Pragsattel mußten wir in die Linie 7 umsteigen, die einzige Linie, die zur Killesberg Messe und der Ausstellung fährt. Hier ging es wirklich bergauf. Rund ein Paar Kehrschleifen, durch eine Tunnel, und wir waren in Killesberg. Hier konnte man sich überhaupt nicht verlaufen, denn Killesberg ist die Endstation. Von dort schwammen wir mit dem Strom, und bald standen wir vor der Halle. Draussen wehten eine Reihe von Flaggen in der Brise, darunter auch die dänische. Diesen Gruß freute mich sehr, und später, als mir klar wurde, daß Milloup der einzige dänische Hund war, der sich so weit in den Süden gewagt hatte, freute ich mich noch mehr. Denn damit muß diese Flagge ja zu seiner Ehre gewesen sein.. Sobald wir die Papierarbeit überstanden hatten, betraten wir das Messegelände. Es war riesengroß. Aus dem Katalog ging hervor, daß wir in der Halle 7 sein sollten, dort, wo es auch den Ehrenring gab. In dieser Halle gab es auch eine Menge von Verkaufsständen, also war dort reichlich zu beobachten. Als wir unsere Ecke der Halle gefunden hatten, ergab es sich, daß Milloup statt in Ring 7 in dem Ring 6 vorgeführt werden mußte. Dafür befanden wir uns in der Nähe eines Ausgangs, und draussen gab es einen überdachten Löseplatz. Ferner konnten wir eine steile Ausfahrt hochgehen, und dies brachte uns dann zu einer Stelle wo sogar ein bischen Gras vorhanden war. |
Ich fand eine eher friedliche Ecke, und wir zogen ein. Milloups Wassereimer wurde ausgepackt und gefüllt, und dann wanderten wir eine Runde durch die Hallen und draussen auf den Löseplätzen. Nach dieser Tour wurde Milloup trotz seinen Protesten in den Kasten gesetzt, um sich zu entspannen. Bisher nahm er alles gelassen, aber im Ring wurden immer noch erst die 18 Kurzhaarigen vorgeführt. Richterin Jeanine Bandel hatte insgesamt 35 Teckel zu richten, also hatte sie reichlich Zeit, um jeden bis in die Details zu untersuchen - und genau dies tat sie. Milloup war mal drinnen im Kasten, mal draußen, aber um 1 Uhr spürte ich, daß er bald satt war, so auf der Stelle zu marschieren. Um ihn ein bißchen aufzupeppen, machten wir noch eine Runde draussen, und seine Laune wurde erheblich verbessert. Endlich, um 2 Uhr waren wir dran. In der Klasse Gebrauchsrüden waren 2 Hunde gemeldet, und unser Gegner war ein schöner, kräftiger Junghund von einem Typ, der jedenfalls in Dänemark oft auf den Ausstellungen vor Milloup gestellt wird. Er hieß Salino, und laut dem Katalog kamen beide seine Eltern aus dem Zwinger "Naits". Ich denke, dies muß eine falsche Schreibweise für "Nuits" - jedenfalls war er diesem Stamm ähnlich. Milloup wurde zuerst beurteilt, und jetzt wurde klar, daß er die Ausstellung satt hatte. Er ging zwar, aber mit der Leine ganz straff und so weit hinten, wie die Leine es erlaubte. Seine gewöhnliche schöne "frei bei Fuß" Technik hatte er offentsichtlich zu Hause gelassen. Dann war Salino dran, und nachher beide auf einmal. Milloup wirkte noch müde und uninteressiert, und ich fing an, mich auf eine Niederlage einzustellen. Dann teilte die Richterin aber mit, daß, da der Rücken Salinos noch nicht ganz fest war, Milloup der Tagessieger in der Klasse wurde. Nachher wurde die Offene Klasse mit 4 Hunden beurteilt, und Milloup mußte gegen den Gewinner kämpfen. Hier hatten wir nichts zu suchen, aber Hauptsache war das CAC aus der Gebrauchshundklasse, von denen Milloup jetzt schon 3 hat. Damit war für uns alles überstanden, und wir mußten nur noch abwarten, daß die Papiere zurückgeliefert wurden. Dies würde um 4 Uhr passieren, wurde uns gesagt. Inzwischen machten Milloup und ich noch eine Runde auf der Ausstellung und fanden eine Stelle, wo Würstchen verkauft wurden. Das hatten wir uns verdient, also wechselten ein Paar Würstchen und etwas Geld den Besitzer, und wir fanden eine Ecke, wo wir uns das Essen in aller Ruhe teilen konnten. Auf dem Rückweg passierten wir den Ehrenring genau zu dem Zeitpunkt, als eine Gruppe aus dem örtlichen Teckelklub dabei war, eine Vorführung der Gehorsamkeit zu machen. Das mußten wir unbedingt sehen. Viele der gezeigte Passagen kann Milloup auch, andere waren für uns ganz neu. Mich beeindruckte besonders eine übung, wo die Hunde in einer Reihe auf ein etwa 30 Zentimeter hohes Brett marschierten und dann auf Kommando stehen blieben. Alles in allem eine lebhafte und flotte Show. |
Denn es gab ja ein kleines Problem - das Abendessen. Essen für Milloup hatten wir dabei, aber für mich nicht, das mußte gekauft werden. Außerdem wäre ein bißchen was zu knabbern und trinken ja für die lange Rückreise am kommenden Tag nicht zu verachten. Also fuhren wir nach einer Stunde Ruhe wieder los. Die Dame in der Rezeption erklärte mir, wo es eine Tankstelle mit Laden gab. Diesmal mußten wir links die Spielbergerstraße entlang, vorbei an einer Gartenbauschule, über eine große Straße, vorbei an einem Friedhof, und dort lag die Tankstelle. Ich machte meine Einkäufe und wir kehrten herum. Es würde nicht die erregendste Mahlzeit meines Lebens werden, würde aber verhindern, daß die Därme vor Hunger schreiten. Nach einem heißen Spaziergang von etwa 2 Kilometer waren wir endlich wieder im Hotel zurück, und jetzt wurde ernsthaft abgeschlafft. Jetzt hatten wir nichts mehr zu tun, bevor wir am nächsten Morgen das Zug erreichen sollten. Ich hatte ein Paar Zeitungen gekauft, und im Zimmer gab es TV, also machten wir es uns auf dem Bett gemütlich, bis es Zeit war, den letzten Spaziergang des Tages zu machen. Und bald war's wieder Bettzeit.
28. August Im Hauptbahnhof dagegen war alles bereits offen, und die Leute wimmelten bereits überall herum. Milloup wartete geduldig im Kasten, während ich eine Zeitung und ein Paar Sandwiches kaufte. Dabei sorgte ich immer dafür, daß ich ständig den Kasten beobachten konnte, während ich Schlange stand. Dann kam nächster Punkt: wir mußten einen Schild finden, um zu sehen, aus welchem Gleis der Zug abfahren würde. Es ergab sich, wir mußten ein Stockwerk höher, aber dann waren wir da - und sogar frühzeitig. Beim Einstieg im Zug wurde mir klar, mein Sitz Nummer 75 befand sich in der Mitte eines langen Wagens - und dort gab es kein Platz weder für Milloup noch für seinen Kasten. Also nahm ich ohne weiteres einen Platz in der Nähe der Tür, und als der Platzbesitzer hineinstieg, überredete ich ihn dazu, mit mir den Platz zu wechseln. Frechheit wird belohnt. Wir befanden uns unter nette, hundefreudige Leute, und bald wurde Milloup aus dem Kasten herausgelassen und auf dem Schoß installiert. Die Reise war nicht so lang, 40 Minuten später waren wir in Heidelberg.
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Dies änderte sich aber mit der Zeit. Die Strecke Weinheim, Bensheim, Darmstadt, Frankfurt am Main war okay, Milloup durfte seinen Platz behalten, aber dann kamen die Leute. Es war warm, und ich entdeckte bald, daß eine Rolle Klebeband und eine Zeitung unter diesen Verhältnissen sehr nützlich sein können. Ich klebte nämlich ein Paar Seiten aus der Zeitung auf die Glaswand neben dem Sitz, eine unten für Milloup und eine höher für mich, damit wir uns dahinter ein bißchen verstecken konnten. Denn nicht alle deutsche Interregio-Zügen haben Gardinen, und dieser hatte keine. Die etwa 3½ Stunden zwischen Frankfurt und Hannover war der Zug die meiste Zeit recht voll, also mußte Milloup unter dem Sitz bleiben. Trotzdem erhielt er natürlich seinen reichlichen Teil meines Frühstücks. Endlich, um 13.52, waren wir in Hannover, wo wir eine Stunde Halt machten, um Gassi zu gehen, und um was zu essen für die restliche Reise zu kaufen. Um keine Wiederholung der Probleme des Samstags zu erleben, fragte ich beim Zugpersonal gründlich danach, aus welchem Gleis unser Zug nach Dänemark wohl fahren möge. Das war Gleis 7. Und dann eroberten wir Hannover, um passende Beinhebestellen zu suchen. Wir wanderten um den Bahnhof herum, um nicht zu weit weg zu kommen. Daß wir den Zug nun nicht verpaßten.. Nachher saßen wir eine Weile vor dem Bahnhof und bewunderten - jedenfalls ich bewunderte - die schöne Reihe von Springbrunnen, die dort aufgestellt worden ist. Auf dem Rückweg durch die Bahnhofshalle kaufte ich ein Paar Sandwiches für später, und danach ging Milloup ständig mit der Nase dicht an meiner Tüte, die ja entzückend nach Essen roch. Um 14.55 saßen wir wieder im Zug und rollten nordwärts. Jetzt waren wir fast auf bekanntem Boden. Celle, Uelzen, Lüneburg und Hamburg-Harburg sausten vorbei, und dann waren wir in Hamburg Hbf. Hier machte der Zug 10 Minuten halt, aber da man ja sowieso keine Inserate in der Bahnhofshalle hinterlassen darf, blieben wir im Zug. Es waren ja nur etwa 2½ Stunden nach Padborg, wo es immer eine lange Pause gibt - und wo sehr gute Lösemöglichkeiten mit Grass und Büschen direkt neben dem Zug vorhanden sind. Als wir weiter in den Norden fuhren, wurde es ständig dunkler, und nicht nur weil es jetzt Abend war. In Padborg waren wir kurz vor 7, und zu dem Zeitpunkt war es noch trocken. Milloup schnüffelte herum und machte für sich Werbung, bevor wir fast schachmatt in Dänemark hineinrollten. Eine Stunde später jedoch, befanden wir uns zwischen Lunderskov und Kolding und mitten in einem wütenden Regenschauer. Gewiß, wir näherten uns unserem Zuhause. In Fredericia paßten die Verbindungen wie immer nicht. Ankunft um 20.41, Abfahrt mit dem Intercity erst um 21.07. Dort unterhielten wir uns mit einem jungen Mann, der seit 2 Tagen auf der Reise gewesen war, direkt aus Spanien in einem fort. Merkwürdigerweise war er von unseren Bedrängnissen überhaupt nicht beeindruckt.. |
Stuttgart Reisetagebuch, 1. Teil
Danke an Iris Koehler, Zwinger Bispingdorpe, für die Korrekturen Aktualiziert am 14-8-03 |